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  • Der „Ja-Sager“: Ist People Pleasing eine Krankheit?
Weniger Energie, weniger Lust, weniger Biss? Dann fehlt dir kein Kaffee, sondern Testosteron. In diesem Guide erfährst du, was du tun musst, um deinen Spiegel natürlich, effektiv und dauerhaft zu steigern.
Johannes
Juni 29, 2025
people-pleaser

Er wirkt freundlich, hilfsbereit, verständnisvoll.

Einer, der Konflikte vermeidet, schnell lächelt, sich anpasst, auf alles Rücksicht nimmt. Von außen wirkt es wie soziale Stärke – in Wahrheit ist es oft eine Anpassungs und Überlebensstrategie im Dauermodus.

Viele Männer leben genau so, ohne zu merken, dass sie sich selbst Stück für Stück verlieren.

Die Frage ist nicht, ob People Pleasing nett ist.

Die Frage ist, was es mit dir macht, wenn du jahrelang nur funktionierst, um gemocht zu werden. Ob es dich innerlich zerfrisst, ob du dich noch spürst, ob du überhaupt noch weißt, was du willst.

Und genau hier beginnt die eigentliche Diskussion: Ist das noch normal – oder ist das schon krank?

Was ist People Pleasing?

People Pleasing bedeutet, dass du es ständig allen recht machen willst – selbst dann, wenn es gegen deine eigenen Bedürfnisse, Werte oder Grenzen geht.

Du sagst Ja, obwohl du Nein meinst. Du gibst, obwohl du leer bist. Du lächelst, obwohl du innerlich brodelst. Nicht, weil du nett bist, sondern weil du Angst hast, abgelehnt zu werden, wenn du dich ehrlich zeigst.

Ein Mann, der im People-Pleasing-Modus lebt, passt sich an, ohne es zu merken.

Er fragt nicht, was er will – er fragt sich, was andere von ihm erwarten. Er entschuldigt sich für Dinge, die er nicht zu verantworten hat. Er überlegt zu lange, bevor er etwas sagt, wirkt weich, konfliktscheu, oft hilfsbereit, aber innerlich frustriert.

Konkretes Beispiel:

Tom ist Anfang 30, im Job verlässlich, im Freundeskreis beliebt.

In seiner Beziehung läuft es nicht rund. Seine Freundin kritisiert viel, stellt hohe Erwartungen, zieht sich oft zurück. Tom gibt sich Mühe. Noch mehr Aufmerksamkeit, noch mehr Verständnis, noch mehr Rücksicht. Er spricht Konflikte nicht an, schluckt seinen Ärger, macht sich klein.

Er denkt: Wenn ich noch mehr gebe, wird sie wieder Nähe wollen.

Aber das Gegenteil passiert. Sie verliert den Respekt – und er sich selbst.

Tom ist kein schlechter Mensch. Er ist nur voll im People Pleasing. Und solange er das nicht erkennt, wird er es auch in der nächsten Beziehung wiederholen.

People Pleasing sieht von außen aus wie Freundlichkeit. Aber innerlich ist es oft Selbstverrat. Du gibst nach, weil du Angst hast, nicht genug zu sein.

Was sagen wisseschaftliche Studien zum People Pleasing?

People Pleasing ist kein diffuses Persönlichkeitsmerkmal, sondern ein messbares, psychologisch greifbares Verhaltensmuster mit deutlichen Folgen für Selbstwert, Beziehungen, Stressverhalten und Risikobereitschaft.

Mehrere validierte Skalen erfassen People-Pleasing-Tendenzen präzise. Die Martin-Larsen Approval Motivation Scale misst konkret das Bedürfnis nach sozialer Anerkennung. Die Sociotropy–Autonomy Scale (Beck) zeigt, wie stark sich Menschen über Beziehungen definieren und Abhängigkeit zu vermeiden versuchen.

Besonders hohe Werte in Subskalen wie „Pleasing Others“ oder „Concern About Disapproval“ korrelieren deutlich mit erhöhter Anpassungsneigung und Depressionsrisiko.

Verhaltensfolgen im Alltag

In experimentellen Studien zeigte sich, dass People Pleaser sich selbst im Kleinen unterordnen – etwa durch übermäßiges Essen in Gruppen, um bloß nicht negativ aufzufallen.

Sie fühlen sich unwohl, wenn sie andere übertreffen, aus Angst, nicht mehr gemocht zu werden. In größeren Stichproben gaben 17 % der Befragten an, regelmäßig nicht Nein sagen zu können, 25 % stellen eigene Bedürfnisse konsequent hinten an.

Soziale Auswirkungen

Eine Studie unter jungen Erwachsenen zeigte, dass People-Pleasing-Tendenzen mit geringerer Risikobereitschaft und einer niedrigeren Wahrnehmung von sozialer Unterstützung verbunden sind.

Das bedeutet: Wer immer funktionieren will, wirkt zwar nach außen sozial – fühlt sich aber innerlich oft allein. Interessant dabei: Die vermeintlich stützende soziale Umgebung konnte diesen Effekt nicht kompensieren.

Trauma, Anpassung und tieferliegende Muster:

People Pleasing wird zunehmend als Folge chronischer Überanpassung verstanden – oft im Kontext früher emotionaler Unsicherheit. Die sogenannte Fawn Response beschreibt genau das: Menschen passen sich an, um Gefahr zu vermeiden und Nähe zu sichern.

In narzisstisch geprägten Familiensystemen oder unter ständiger emotionaler Belastung entstehen daraus feste Überlebensmuster.

Verwandte Konzepte wie Soziotropie (Beck) oder Echoismus (Malkin) beschreiben ebenfalls extreme Anpassung aus Angst vor Trennung, Schuld oder Kritik – mit erhöhter Anfälligkeit für Depression, Angststörung und Identitätsverlust.

Ist People Pleasing eine Krankheit?

Nein. Es ist keine Krankheit – aber es macht dich auf Dauer krank. People Pleasing ist ein erlerntes Verhalten, keine medizinische Diagnose. Männer, die darin festhängen, wirken nach außen oft nett, hilfsbereit, verständnisvoll.

Aber innen fehlt alles, was dich als Mann klar macht: Haltung, Richtung, Grenzen, Führung.

Du passt dich an, weil du Konflikte vermeiden willst.

Du sagst Ja, obwohl du Nein meinst. Du hoffst auf Anerkennung – und kriegst Respektlosigkeit.

Was wie Freundlichkeit aussieht, ist oft Selbstaufopferung. Und irgendwann merkst du: Du funktionierst für andere, aber du lebst nicht für dich.

Typisches Verhalten von People Pleasern:

  • Du hast Schwierigkeiten, Nein zu sagen, auch wenn alles in dir sich dagegen wehrt
  • Du suchst ständig Bestätigung, fühlst dich wertlos, wenn du sie nicht bekommst
  • Du vermeidest jeden Konflikt, egal wie falsch sich das anfühlt
  • Du stellst die Bedürfnisse anderer über deine eigenen
  • Du spürst kaum noch, was du wirklich willst

Und nein – das heißt nicht, du hast eine Persönlichkeitsstörung.

Menschen mit einer abhängigen Persönlichkeitsstörung (DPD) sind deutlich tiefer gebunden an Angst, Hilflosigkeit und brauchen ständige Unterstützung bei Entscheidungen. Das ist ein anderes Kaliber. People Pleasing ist subtiler.

Du kannst beruflich funktionieren, sogar führen – und trotzdem innerlich einknicken, sobald es emotional wird.

In der Psychologie spricht man auch von Soziotropie.

Ein Persönlichkeitsmuster, das sich über Beziehungen definiert. Du willst dazugehören, nicht anecken, Harmonie halten – koste es, was es wolle. Klingt erstmal sozial. Ist aber Selbstverrat, wenn du dafür ständig über deine eigene Grenze gehst.

Und genau das passiert: Du verlierst den Kontakt zu dir selbst. Und mit der Zeit bricht dein System zusammen.

Was langfristig daraus entsteht:

  • Chronischer Stress, weil du dich ständig verbiegst
  • Erschöpfung und mentale Leere, auch wenn du „genug schläfst“
  • Frust in Beziehungen, weil du nie wirklich sichtbar wirst
  • Verlust von echter Lust, Nähe, Klarheit
  • Körperliche Symptome: Schlafstörungen, Rückenschmerzen, Libidoverlust

Ich hab mit vielen Männern gearbeitet, die genau dort feststeckten.

Immer nett. Immer korrekt. Immer auf Empfang.

Und innerlich leer. Kein Feuer mehr, keine Klarheit, keine Lust. Aber alles sieht „okay“ aus – bis es irgendwann nicht mehr reicht.

Dann kracht es. Innen oder außen.

Sind People Pleaser Narzissten?

Nein – aber die Dynamik kann ähnlich wirken. People Pleaser und Narzissten stehen auf zwei völlig unterschiedlichen Seiten. Der eine passt sich ständig an, stellt sich zurück, will gefallen, um nicht abgelehnt zu werden. Der andere stellt sich in den Mittelpunkt, fordert Bewunderung und manipuliert, um Kontrolle zu behalten. Doch beide kreisen um dasselbe Zentrum: die Angst, nicht genug zu sein.

Was sie verbindet, ist der Mangel an echter Selbstsicherheit. Nur dass der People Pleaser sich unterordnet, während der Narzisst sich überhöht. Der eine löscht sich selbst aus, der andere bläht sich künstlich auf. Der eine opfert sich auf, der andere benutzt andere.

Manche People Pleaser wirken nach außen sozial, empathisch, hilfsbereit – und setzen trotzdem subtil Erwartungen. Sie geben nicht aus Fülle, sondern um etwas zu bekommen. Nähe. Anerkennung. Zugehörigkeit. Und wenn das ausbleibt, kommt nicht selten Groll, Rückzug oder Schuldzuweisung. Diese Dynamik kann narzisstisch gefärbt sein – aber das macht den Menschen nicht zum Narzissten. Es zeigt nur, wie tief der Wunsch nach Bestätigung sitzt.

People Pleasing ist keine narzisstische Störung. Es ist ein Schutzverhalten. Aber wenn es unbewusst bleibt, kann es genauso manipulativ wirken – nur eben verdeckt. Entscheidend ist, ob du bereit bist, das Muster zu erkennen und zu verändern. Denn wahre Verbindung entsteht nicht durch Anpassung – sondern durch Echtheit.

Warum wird man ein People Pleaser?

Weil du irgendwann gelernt hast, dass deine eigenen Bedürfnisse nicht zählen.

Nicht weil du schwach bist, sondern weil du als Kind überleben musstest. Die meisten Menschen, die heute gefallen wollen, haben früh verstanden, dass sie nur dann geliebt oder in Ruhe gelassen werden, wenn sie brav, leise, angepasst sind. Wenn sie leisten. Wenn sie geben. Wenn sie sich selbst zurückstellen.

People Pleasing beginnt nicht mit einem bewussten Entschluss. Es beginnt oft dort, wo Liebe an Bedingungen geknüpft war. Du wurdest gelobt, wenn du funktioniert hast – nicht, wenn du echt warst. Aufmerksamkeit gab’s, wenn du „lieb“ warst – nicht, wenn du wütend oder fordernd warst.

Und das prägt. Aus diesem Mechanismus entsteht ein Muster, das später dein ganzes Leben steuert.

Viele dieser Männer kommen aus emotional instabilen, überfordernden oder kalten Familiensystemen.

Manche wurden zum Therapeuten ihrer Eltern gemacht, andere mussten früh Verantwortung übernehmen. Kochen, zuhören, vermitteln, funktionieren – obwohl sie selbst noch Kind waren.

Und was damals sinnvoll war, wird später zur Falle: Du tust alles, um gebraucht zu werden, weil du dich sonst wertlos fühlst.

people-pleasing

Traumatische Erfahrungen, Unsicherheit, emotionale Vernachlässigung – all das treibt das Muster an.

Besonders stark zeigt sich das in der sogenannten Fawn-Reaktion: Du passt dich an, um nicht verletzt zu werden. Du hilfst, um dich zu schützen. Du gehst in Beziehung, um dich nicht zu verlieren – und verlierst dich genau darin.

Auch das System spielt mit rein. Viele Männer wurden nie dafür belohnt, dass sie klar auftreten, sondern dafür, dass sie angenehm waren. Und je öfter das funktioniert hat, desto stärker hat sich das Muster verankert.

Bis du irgendwann nicht mehr weißt, wer du bist, wenn du nicht gerade dabei bist, es jemandem recht zu machen.

Was das Ganze noch verstärkt: Du bekommst kurzfristig Anerkennung.

Du wirst gebraucht. Du bekommst Lob.

Und gleichzeitig ziehst du Menschen an, die genau das ausnutzen – narzisstische Partner, überforderte Chefs, fordernde Freunde. Du gibst weiter. Und bekommst nichts zurück. Was du aber spürst, ist ein wachsender innerer Groll, Müdigkeit, Frust.

Doch anstatt zu explodieren, passt du dich noch mehr an. Genau das ist der Teufelskreis.

In Wahrheit steckt hinter People Pleasing immer dasselbe: Angst vor Ablehnung. Angst, nicht genug zu sein. Angst, verlassen zu werden. Und solange du nicht hinsiehst, führst du ein Leben, das anderen dient – aber nie dir selbst.

People Pleasing ist keine Schwäche.

Es ist ein Überlebensprogramm.

Häufig gestellte Fragen

Warum wird man ein People Pleaser?

Weil man früh gelernt hat, dass Liebe und Sicherheit nur dann da sind, wenn man funktioniert. Anpassung wird zur Überlebensstrategie – erst unbewusst, dann zur Gewohnheit.

Sind People Pleaser egoistisch?

Nein, aber ihr Verhalten kann egozentrisch wirken. Sie geben, um gemocht zu werden – nicht aus reiner Selbstlosigkeit, sondern aus Angst vor Ablehnung.

Johannes Link
Johannes Link

Männercoach

Über den Autor

Johannes ist Männercoach, der anderen Männern dabei hilft, das Nice-Guy-Syndrom zu überwinden. Außerdem interviewt er regelmäßig andere Experten rund um die Themen Männlichkeit, Beziehungen & Persönlichkeitsentwicklung.

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